9. Philharmonisches Konzert / Moldau Plus

Smetana / Preisträger:innenkomposition

Leitung: Marcus Bosch
Norddeutsche Philharmonie Rostock

Bedřich Smetana: Má Vlast (Mein Vaterland, 1874 – 1879)
Zugabe: Preisträger:innen-Komposition des Wettbewerbs 3’33“

Als Bedřich Smetana Tondichtungen zu schreiben begann, werden sich diese wahrscheinlich am Modell der Kompositionen von Franz Liszt orientiert haben, war dieser doch hinlänglich als Vater der Gattung bekannt. Später meinte der Böhme, er habe den Meister mit seinen eigenen symphonischen Dichtungen überliszten wollen. Má Vlast geht auf die Idee zurück, Themen aus seiner Heimat in einem Zyklus von Tondichtungen schildern zu wollen – als orchestrales Pendant zu seiner bekenntnishaften Oper Libussa. Ursprünglich als Tetralogie gedacht, komponierte Smetana später noch zwei weitere Teile hinzu. Als der vollständige Zyklus 1882 in Prag uraufgeführt wurde, erntete der inzwischen vollständig ertaubte Komponist große Erfolge mit diesem von nationalen Themen geprägten Werk, welches in seiner beeindruckend frischen musikalischen Gestaltung schnell die Konzertpodien eroberte, insbesondere die oft aus dem Zyklus herausgelöst separat aufgeführte Moldau.
Anschließend erklingt in dem von Marcus Bosch geleiteten Konzert wieder eine Preisträger:innen-Komposition des Wettbewerbs Zugabe 3‘33‘‘, welchen der Chefdirigent im vergangenen Jahr für Studierende der hmt Rostock initiiert hatte.

So, 25.05. 18:00 Uhr  / Großes Haus / Tickets
Mo, 26.05. 18:00 Uhr  / Großes Haus / Tickets
Di, 27.05. 19:30 Uhr  / Großes Haus / Tickets

Jeweils 30 Minuten vorher findet eine Konzerteinführung statt.

Am Dienstag lädt die Norddeutsche Philharmonie im Anschluss an das Konzert
zur Philharmonischen Lounge ein.

„Die Moldau“ von Bedřich Smetana (1824-1888) ist für viele Menschen eines der wohl gefühlvollsten klassischen Werke und gehört im Klassik Radio bei Musikwünschen zu den Best of Klassik. Der Fluss, der durch Prag fließt und in die Elbe mündet, ist mit den ihn säumenden schönen Landschaften Böhmens von Smetana musikalisch in Szene gesetzt worden. Das anfängliche Plätschern des Baches wird zu einem Strom und zu einem großen Kraftquell und sorgt auch über 150 Jahre nach der Entstehung des Werkes für Gänsehautmomente.

Die Norddeutsche Philharmonie Rostock wird unter Leitung von Chefdirigent Marcus Bosch beim 9. Philharmonischen Konzert nicht nur „Die Moldau“ spielen, sondern das Gesamtwerk „Má Vlast“ („Mein Vaterland“). Der sechsteilige sinfonische Zyklus entstand zwischen 1874 und 1879 und gilt als eines der bedeutendsten Werke der tschechischen Musik. Zu Lebzeiten von Smetana gehörte das heutige Tschechien noch als Königreich Böhmen zum Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn. Mit der Programmmusik, die bedeutende Bauwerke, Landschaften und die Geschichte des Landes aufgreift, macht sich Smetana für die Nation stark, schafft er ein Gefühl der nationalen Identität.

Der erste Teil widmet sich der Burg Vyšehrad in Prag, einer Festung auf einem Felsen, die etwa im Jahr 450 als Herrschersitz erbaut wurde. Es folgt der zweite Zyklus Vltava: „Die Moldau“. Der dritte Zyklus erzählt die Sage der böhmischen Königin Sárka und im vierten Zyklus widmet sich die Musik der tschechischen Natur. Fortgesetzt wird mit der Geschichte der Festung Tábor, die die Hussiten besetzten und im sechsten Zyklus steht der berühmte tschechische Berg Blanik im Mittelpunkt.

Die Kompositionsarbeit zum Werk „Mein Vaterland“ war überschattet von der völligen Ertaubung des Komponisten. Smetana erkrankte schwer und notierte im Herbst 1874 in sein Tagebuch: „Schon fast eine ganze Woche sitze ich zuhause, darf nicht ausgehen. Muss meine Ohren in Watte eingehüllt haben und volle Ruhe bewahren. Ich fürchte das Äußerste: daß ich völlig mein Gehör verloren habe. Ich höre nichts! Wie lange soll dieser Zustand noch währen? Sollte ich nie mehr genesen?“
Der sinfonische Zyklus ist auch eine Reminiszenz an Liszt, den Vater der Programmmusik. Doch während Liszt literarische Stoffe in Musik verwandelt, stellt Smetana die musikalische über die erzählerische Logik und beschwört mythische Figuren und böhmische Landschaften. Smetana betont die Schönheit der Natur und das tschechische Volksleben im Tanz und Gesang. Als vollständiges Werk wurde der Zyklus am 5. November 1882 im Sofien-Palast in Prag uraufgeführt. Das rund 75-minütige Werk wurde ein großer Erfolg.